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Schließzylinder früherer Jahrzehnte waren oft grob gearbeitet: wenige Stifte, einfache Federmechanismen, weite Toleranzen. Moderne Schließzylinder hingegen sind Präzisionsprodukte. Hochpräzise gefräste Schlüsselprofile mit mehreren Zuhaltungsebenen und komplexe Mechanismen im Inneren sorgen für höchste Sicherheit – man denke an Systeme mit Bohrmulden, Seitenleisten und Magnetpins. Diese Raffinesse bringt mit sich, dass die Toleranzen enger und die Bauteile filigraner sind. Was früher ein bisschen Schmutz im Schloss kaum beeinträchtigt hat, kann heute einen High-Tech-Zylinder ins Stolpern bringen.
In Bremen haben wir den Wandel oft erlebt: Kunden berichten, dass ihr 30 Jahre altes Schloss “nie geölt” wurde und lief – der neue Zylinder fängt nach 5 Jahren an zu haken, warum? Die Antwort liegt in der Bauweise und den Umweltfaktoren, die stärker wirken.
1. Empfindlichere Mechanik: Viele neue Zylinder haben zusätzliche bewegliche Elemente (z.B. gefederte Sperrelemente bei Wendeschlüsselsystemen). Diese reagieren empfindlicher auf Verschmutzungen. Metallabrieb vom Schlüssel, feiner Staub, der ins Zylinderinnere kommt – all das kann Mikropartikel in den Mechanismus bringen, die sich ansammeln.
2. Rost und Feuchtigkeit: Ältere Schlösser waren oft aus Messing pur – recht korrosionsarm. Moderne Zylinder haben teils Stahlstifte für Bohrschutz etc., die bei Feuchtigkeit rosten können, wenn nicht richtig geschützt. Bremen hat bekanntlich ein eher feuchtes, maritimes Klima; hinzu kommt bei Küstennähe salzige Luft, die Metalle angreift.
3. Falsche Schmiermittel: Mancher denkt, er tut dem klemmenden Schloss etwas Gutes und sprüht WD-40 oder Öl hinein. Ein moderner Zylinder mag das gar nicht: Herkömmliches Öl zieht Staub an und verharzt über die Zeit – ein vormals hakender Zylinder kann danach komplett blockieren. Früher waren die Mechaniken grober, da konnte Öl kurzfristig helfen, aber langfristig war auch das schlecht. Bei neuen Zylindern mit engen Toleranzen spürt man die negativen Effekte schneller.
4. Nutzungshäufigkeit: In großen Wohnanlagen werden Schlüssel dutzende Male am Tag gedreht. Mechanischer Verschleiß tritt dann schneller auf – vor allem, wenn mal ein unsauber gefräster Nachschlüssel genutzt wurde, der kleine Grate hat. Diese nutzen den Zylinder innen ab wie Schleifpapier.
Regelmäßige Reinigung: Es schadet nicht, alle 1–2 Jahre den Schließzylinder zu reinigen. Das geht mit einem speziellen Schließzylinder-Spray (harz- und fettfrei). Sprühen Sie einen kurzen Stoß ins Zylinderschlüsselloch, stecken Sie den Schlüssel rein und ziehen Sie ihn ein paar Mal ab – wischen Sie ihn ab. Damit holen Sie einiges an Dreck heraus. Wiederholen Sie das 2–3 Mal. Diese Prozedur spült Schmutzpartikel aus dem Inneren. Achtung: Verwenden Sie nur speziell dafür vorgesehenes Spray, kein Graphitpulver mehr bei modernen Zylindern (Graphit kann in High-Tech-Zylindern Klumpen bilden).
Schmierung ja – aber richtig: Nutzen Sie nach der Reinigung ein Pflegespray für Zylinder. Dieses ist meist Teflon- oder Silikonbasiert und fettet nicht. Es legt einen dünnen Schmierfilm, der die Mechanik leichtgängig hält, aber keinen Staub bindet. 1–2 Sprühstöße genügen völlig. Drehen Sie den Schlüssel danach mehrfach hin und her, damit sich das Mittel verteilt.
Schutz vor Witterung: Wenn Ihr Zylinder direkter Witterung ausgesetzt ist (z.B. Hoftor-Schloss, Schließzylinder an der Gartenlaube, Eingangstür ohne Überdachung), können Sie überlegen, einen Wetter-Schutzbeschlag oder einen Zylinder mit Abdeckung einzubauen. Es gibt kleine Klappdeckel, die man über dem Schlüsselloch montieren kann – die halten Regen weitgehend fern. Bei Schlüsselschaltern (Alarmanlagen etc.) sieht man solche oft. Zudem sollten Außenzylinder immer aus Messing oder speziellem korrosionsgeschütztem Material sein. Normale Stahlschließnasen rosten sonst fest.
Keine Gewalt: Hakt ein Zylinder, vermeiden Sie, mit Kraft den Schlüssel zu drehen. Dadurch könnten Stifte verbiegen oder gar brechen. Besser: Schlüssel behutsam hin- und her bewegen, vielleicht minimal zurückziehen (manchmal verklemmt ein Zuhaltungsstift, den man so wieder in Position bringt). Wenn das öfter passiert, ist es Zeit für Reinigung oder Fachmann.
Wartungsintervalle: Gerade in Unternehmen oder öffentlichen Gebäuden sollte Schließtechnik gepflegt werden wie andere Technik auch. Wir empfehlen in Bremen unseren Geschäftskunden, einmal jährlich eine Wartung der Schließanlage einzuplanen. Dabei prüfen wir die Leichtgängigkeit, reinigen ggf. und justieren auch Beschläge oder Schließbleche, falls nötig (manchmal hakt ein Schloss nur, weil die Tür gesackt ist und der Riegel klemmt). Dieser kleine Aufwand erhält die Investition erheblich – ein neuer Schließzylinder ist teurer als eine Dose Spray und eine Servicestunde.
In einem Bremer Mehrfamilienhaus beschwerten sich Mieter über schwergängige Wohnungstür-Schlösser, alle ca. 8 Jahre alt. Man dachte schon über Austausch nach. Unser Servicetechniker schaute sich die Zylinder an: Sie waren qualitativ gut (Hersteller mit Sicherungskarte), aber noch nie gepflegt. Mit jedem Schlüsselzug hatten sich kleine Messingabrieb-Partikel und Staub gesammelt. Ergebnis: In allen Zylindern war eine feine, graue Schmierschicht. Wir haben alle Zylinder vor Ort ausgebaut (geht bei Wohnungszylindern recht schnell), in einem Bad mit Spezialreiniger gespült, getrocknet und geölt – natürlich mit geeignetem dünnflüssigem Pflegemittel. Danach liefen alle Schlösser wieder wie neu. Die Bewohner waren erstaunt, dass es “so einfach” war. Und wir haben vereinbart, alle paar Jahre eine kurze Nachschau zu machen. Der Austausch konnte so um viele Jahre hinausgezögert werden.
Moderne Schließzylinder schenken uns hohe Sicherheit und oft auch Bequemlichkeit (z.B. Wendeschlüssel, Schließanlagen mit vielen Kombinationen). Doch sie danken es uns, wenn wir ihnen ein wenig Aufmerksamkeitschenken. Ein sauberer, gut geschmierter Zylinder schließt nicht nur leichter – er behält auch seine Sicherheitsfunktionen (ein verdreckter Zylinder könnte z.B. seine Picking-Sicherheit einbüßen, wenn Stifte klemmen und nicht mehr voll greifen). In Bremen, mit unserem oft feuchten Klima, gilt das besonders: Kümmern Sie sich um Ihre Türschlösser, wie Sie es auch bei Ihrem Fahrradschloss oder Ihrem Auto tun würden. Die paar Minuten Aufwand lohnen sich, denn nichts ist ärgerlicher, als wenn ausgerechnet im falschen Moment (abends im Regen vor der Tür) der Schlüssel nicht herum will. Und sollte es doch mal Probleme geben, stehen wir mit Rat und Tat zur Seite – manchmal reicht schon ein Tipp am Telefon, welches Pflegemittel das Richtige ist.