Kontakt
Alarmanlagen sollen uns schützen, indem sie im Ernstfall sofort warnen. Doch was, wenn die Anlage ständig Alarm schlägt, ohne dass ein echter Einbruch vorliegt? Irgendwann reagiert man nicht mehr – man wird “alarmmüde”. Dieses Phänomen kennt man beispielsweise von Autoalarmen in der Stadt: Wenn dauernd irgendwo eine Auto-Alarmanlage losgeht, achten Passanten kaum noch darauf. Übertragen auf Haus und Hof ist Alarmmüdigkeit gefährlich: Sie kann dazu führen, dass echte Bedrohungen übersehen werden, weil man denkt “Ach, bestimmt nur ein Fehlalarm”.
In Bremen hatten wir einen Fall, wo bei einem Gewerbekunden die Alarmanlage jeden zweiten Tag eine Push-Nachricht schickte – irgendwann hat der Betreiber die Nachrichten ignoriert, und just dann war es tatsächlich ein Einbruchsversuch. Glücklicherweise ging nichts Schlimmes aus, aber der Vorfall war ein Weckruf, sich mit den Ursachen der Fehlalarme zu befassen.
1. Haustiere und Insekten: Ein Klassiker: Bewegungsmelder im Innenraum reagieren auf Haustiere (Katze, Hund) oder sogar auf eine Spinne, die direkt vor dem Sensor krabbelt. Moderne Melder haben zwar Pet-Immune-Funktionen (ignorieren Kleintiere bis X Kilo), aber das klappt nicht immer zu 100%, besonders wenn die Tiere in die Nähe des Melders gelangen (z.B. Katze auf Regal).
2. Umwelt und Natur: Offene Fenster, durch die ein starker Windstoß einen Vorhang bewegt, können einen Bewegungsmelder auslösen. Oder Äste von Bäumen, die im Außenbewegungsmelder-Bereich wackeln. Auch Unwetter (Gewitter, Druckschwankungen) können Alarmkontakte beeinflussen. Und ja, sogar Spinnenweben vorm Bewegungsmelder können bei IR-Sensoren Störungen verursachen, weil sie Temperaturunterschiede “flimmern” lassen.
3. Technische Störungen: Eine Alarmanlage ist Technik – und Technik kann Fehler haben. Leere Batterien bei Funkmeldern, Wackelkontakte, Störsignale (z.B. Funkstörungen durch andere Geräte). Wenn etwa der Sabotagekontakt eines Melders defekt ist, meldet er dauernd “Abdeckung ab”, auch wenn keiner dran war. In einem Bremer Fall hat ein defekter Magnetkontakt an der Terrassentür sporadisch ausgelöst, obwohl die Tür zu war – Ursache war Korrosion im Kontakt, die zu Spannungsabfall führte.
4. Unzureichende Filterung: Günstige oder falsch eingestellte Melder reagieren manchmal zu sensibel. Ein Glasbruchsensor könnte auf klirrendes Geschirr reagieren, ein Körperschallsensor auf heftiges Türenknallen. Wenn die Anlage jeden kleinen Vorfall als Alarm deutet, ist sie zu empfindlich eingestellt oder falsch platziert.
5. Bedienfehler: Nicht zu vergessen: Menschliches Versagen. Zum Beispiel vergisst jemand, die Alarmzone im Obergeschoss unscharf zu schalten, und löst nachts selbst beim Gang zur Toilette den Alarm aus. Oder jemand schaltet die Anlage scharf, während ein Fenster gekippt ist – der Kontakt meldet Störung, Alarm geht los.
Neben der schon erwähnten Alarmmüdigkeit (man schenkt Alarmen keine Beachtung mehr) gibt es weitere Folgen:
Bewegungsmelder richtig einstellen: Für Innenmelder mit Haustieren empfiehlt sich die Montage in ~2m Höhe und eventuell den Einsatz von Dualmeldern (Kombination aus Infrarot und Mikrowelle), die nur auslösen, wenn beide Sensorprinzipien eine Bewegung detektieren – das reduziert Fehlalarme. Alternativ können in Räumen mit Tieren Perimeter-Melder gewählt werden (Tür-/Fenstersensoren, Glasbruchsensoren) statt Bewegungsmelder, sodass Tiere sich im Raum bewegen können, ohne Alarm auszulösen, solange Türen/Fenster zu bleiben.
Empfindlichkeit anpassen: Viele Melder haben DIP-Schalter oder per Software einstellbare Empfindlichkeiten. Ein Glasbruchmelder kann z.B. auf “hoch” stehen – stellen Sie ihn auf “mittel” oder “niedrig”, wenn es oft Fehlalarme gibt. Gleiches gilt für Außen-Bewegungsmelder mit Tieren im Garten (manche haben Tierimmunität bis zu bestimmter Größe – nutzen!).
Regelmäßige Wartung: Wie unsere Erfahrung zeigt, ist eine jährliche Wartung der Anlage sinnvoll. Dabei checkt der Techniker Batteriezustände, reinigt ggf. die Melder (Spinnenweben entfernen!), testet die Sensorik und justiert. Ein wackeliger Magnetkontakt wird dann vor dem Winter getauscht, ehe Feuchtigkeit ihn auslösen lässt.
Bewusste Benachrichtigungen: Wenn Ihre Anlage an eine App meldet, konfigurieren Sie klug: Vielleicht muss nicht jeder Kleinalarm sofort an alle gehen. Manche Systeme unterscheiden Voralarm und Haupalarm – eventuell reicht es, bei einem einzigen ausgelösten Melder erst mal eine lokale Sirene zu schalten, aber erst wenn ein zweiter Melder anschlägt, den Fernalarm abzusetzen. Das verringert Fehlalarme drastisch (gute Planung nennt sich das “Zweimelderabhängigkeit”). Allerdings eignet sich das eher für Gebäude mit mehreren Meldern pro Bereich.
Benutzer schulen: Stellen Sie sicher, dass alle Bewohner und Nutzer die Anlage korrekt bedienen können. Lieber eine einfache Bedienung (z.B. mit Chipschlüssel zum An- und Ausschalten) als komplizierte Codes, die dann falsch benutzt werden. Bringen Sie an kritischen Stellen Erinnerungshinweise an (“Fenster schließen vor Scharfschalten!”). In Firmen in Bremen haben wir Infozettel neben Alarmbedienteile gehängt – das half, Bedienfehler zu reduzieren.
Professionelle Hilfe suchen: Wenn Sie trotz aller Maßnahmen immer noch viele Fehlalarme haben, ziehen Sie einen Fachmann hinzu. Manchmal entdeckt ein geschulter Blick sofort, was los ist (z.B. ein Bewegungsmelder, der genau auf einen Kaminofen gerichtet ist – die flimmernde Hitze hat ständig Alarm ausgelöst, Fall aus unserem Archiv). Ein Profi kann notfalls Melder versetzen oder austauschen, um die Zuverlässigkeit zu steigern.
Ein Kunde aus Bremen-Nord hatte ständig Push-Benachrichtigungen nachts – sein Außensensor am Carport löste oft aus. Es stellte sich heraus: Eine Straßenlaterne gegenüber flackerte gelegentlich und verursachte IR-Lichtwechsel, den der Sensor erkannte. Lösung war, den Melder leicht anders zu winkeln und die Empfindlichkeit herunterzusetzen. Seither ist Ruhe. Die Familie schläft wieder durch – und weiß: Wenn jetzt eine Meldung kommt, ist wirklich etwas.
Sicherheitstechnik soll schützen, nicht “Wolf” schreien, wenn kein Wolf da ist. Durch durchdachte Planung, richtige Installation und regelmäßige Optimierung kann man Fehlalarme auf ein Minimum reduzieren. Dann bewahrt die Alarmanlage ihren hohen Stellenwert: Jeder Alarm wird ernst genommen – von Ihnen, den Nachbarn und der Polizei. Alarmmüdigkeit muss nicht sein. Im Zweifel lassen Sie sich von Experten beraten, wie Sie Ihre Anlage feintunen können. Lieber ein Mal korrekt einstellen, als ständig genervt zu sein. Dann können Sie sich auf Ihre Alarmanlage verlassen, wenn es wirklich darauf ankommt.